Über das Projekt

Projektidee und Hintergründe

Motto

Das kulturelle Selbstverständnis fremd machen: Perspektivwechsel ermöglichen und Rezeptionsgewohnheiten hinterfragen.

Projektidee

Im Verlauf einer Theaterproduktion setzt sich das Ensemble des Fischerprojektes mit den globalen Zusammenhängen der modernen Piraterie künstlerisch auseinander. Unter moderner Piraterie verstehen wir den Diskurs und die Ereignisse rund um die Geiselnahmen durch somalische Piraten im Golf von Aden und im indischen Ozean. Dieser umfasst z.B. die Bedrohung der Sicherheit europäischer und damit auch deutscher Handelsrouten. Hierduch schlagen wir eine Brücke zur Betroffenheit der Wirtschaftsakteuere vom Phänomen der Piraterie.

Wir wollen versuchen zu verstehen und nachzuempfinden, wie sich die Lebenssituation der somalischen Bevölkerung gestalte. Besonders interessiert uns die Motivation für das waghalsige, Leben gefährdende und auch kriminelle Unterfangen der Piraterie. Andererseits ist Piraterie genauso eine Handlungsweise, die eine Form von Selbstmanagement darstellt, ein Versuch die eigenen Lebensprobelme anzupacken, wenn auch ein recht fragwürdiger. Wir stellen auf diesem Wege, den Versuch im Heimatland sein Leben zu leben, der Flucht in ein anderes Land gegenüber.

Wir suchen nach ähnlichen Situationen, die Menschen unseres Erfahrungsraums mit Menschen, die Piraterie betreiben bzw. mit Menschen, die aus ihrem eigenen Land flüchten, verbinden. Deshalb fragen wir uns: Was würde uns dazu antreiben fortzugehen? Ist es die Karriere oder die Sehnsucht nach einer „besseren“ Heimat? Und unter welchen Bedingungen ist für uns gegebenenfalls Kriminalität als Handlungsmöglichkeit gerechtfertigt?

Zur Recherche greifen wir auf Zeitungsartikel, Monografien, Schilderungen von Menschen mit Migrationshintergrund, Videoreportagen und Fotografien zurück. Dieses Vorgehen stellt uns vor die Schwierigkeit, dass wir uns dadurch bereits mit einer Deutung und somit bereits wertenden Beschreibung der Wirklichkeit auseinandersetzen. Daher ist es unserer Ansicht nach angebracht, nicht diese Beschreibungen zu reproduzieren, sondern Fragen offen zu halten und die Antwortmöglichkeiten herauszuarbeiten, die im gegenwärtigen Diskurs zur Piraterie kursieren und diesen in der Inszenierung zu vergegenwärtigen.

Verbindung von Theaterproduktion und Interaktionswoche

Unser Anliegen Menschen mit Migrationshintergrund und Asylbewerber_innen in die Stückentwicklung einzubeziehen, rührte einmal aus dem Recherchebedürfnis: Wir wollen wissen, was treibt Menschen dazu an, ihre Heimat zu verlassen? Welche Strapazen müssen diese Menschen auf sich nehmen, um hierher zu gelangen? Welche Geschichten gelten als hinreichende Rechtfertigung vor den zuständigen Behörden des Zielland, um aufgenommen zu werden?

Auf der anderen Seite wollen wir diese Geschichten und Erfahrungen nicht allein auf der Bühne ausstellen und zur Reflexion anregen. Unser Anliegen ist vielmehr Begegnungsmöglichkeiten zu gestalten, in denen die Auseinandersetzung mit den Fremden und dem Fremdsein erfahren wird. Gerade deshalb öffnen wir die Interaktionswoche für jede_n, die oder der Freude am gemeinsame Kochen, Speisen, Plaudern oder Musizieren hat.  Dazu bieten interkulturelles Abendessen und Openstage, den geeigneten Rahmen.

Die Interaktionswoche ist auch ein Ort der Weiterbildung. Dabei verstehen wir Bildung nicht allein als Aneignung von Wissen sondern als selbsttätiges und selbstwirksames Handeln. Die theaterpädagogischen Workshops, der Workshop zum Globalen Lernen und die Nachbereitungsworkshops im Anschluss an die Aufführung des Theaterstückes werden dazu Gelegenheit bieten.

 

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Ein interaktives Theaterprojekt des Freie Bühne Jena e.V.